NIEMANDSLAND (2024)
Eine künstlerische Intervention
Die Welt wird in Staaten aufgeteilt. Eroberungen gehören dazu, kriegerische Auseinandersetzungen. Laut dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gibt es zurzeit mehr als 100 bewaffnete Konflikte. Menschen bringen sich gegenseitig um. Dafür werden Waffen produziert. Klingt eigentlich absurd, scheint aber ein wesentlicher Bestandteil unseres Menschseins zu sein.
Zumindest seit der Sesshaftwerdung hat Land immer Eigentümer.
Es war der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau, der in seiner 1755 veröffentlichten Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen (Discours sur l’origine et les fondements de l’inégalité parmi les hommes) Eigentumsverhältnisse mit einem Fragezeichen versah:
„Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und dreist sagte: 'Das ist mein' und so einfältige Leute fand, die das glaubten, wurde zum wahren Gründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wieviele Verbrechen, Kriege, Morde, Leiden und Schrecken würde einer dem Menschengeschlecht erspart haben, hätte er die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinesgleichen zugerufen: 'Hört ja nicht auf diesen Betrüger. Ihr seid alle verloren, wenn ihr vergeßt, daß die Früchte allen gehören und die Erde keinem.“
Rousseau spricht in dieser Schrift von zwei Arten von Ungleichheit, der natürlichen (Alter, Gesundheit, Kräfte und Eigenschaften des Geistes oder der Seele) und der gesellschaftlich bzw. politisch geschaffenen.
Heute ein rot-weißes Flatterband auf dem „Niemandsland“ steht um ein Gebiet zu spannen ist ein Eingriff in Eigentumsverhältnisse, zugleich eine Auseinandersetzung mit Rousseau, den existierenden gesellschaftlichen und politischen Ungleichheiten, auch mit den grausamen Kriegen der Gegenwart.
Was wäre, wenn Land niemandem gehören würde? Könnte man es noch erobern?
Als Niemandsland bezeichnet man ein Gebiet, das niemanden gehört.
Am 7.Januar 2024 wurde das erste Gebiet in einem Waldstück nahe Grafing bei München derart abgesteckt. Weitere folgen.
NIEMANDSLAND (2024)
an artistic intervention
The world is divided into states. Conquests are part of this, as are armed conflicts. According to the International Committee of the Red Cross (ICRC), there are currently more than 100 armed conflicts. People are killing each other. Weapons are produced for this purpose. Sounds absurd, but it seems to be an essential part of our human existence.
At least since we settled down, land has always had owners.
It was the French philosopher Jean-Jacques Rousseau who, in his treatise on the origin and foundations of inequality among men (Discours sur l'origine et les fondements de l'inégalité parmi les hommes) published in 1755, put a question mark over property relations:
"The first man who fenced in a piece of land and brazenly said, 'This is mine,' and found such simple-minded people who believed it, became the true founder of bourgeois society. How many crimes, wars, murders, sufferings and horrors would one man have spared the human race if he had torn out the stakes or filled up the ditch and shouted to his kind: 'Don't listen to this impostor. You are all lost if you forget that the fruits belong to all and the earth to none."
In this work, Rousseau speaks of two types of inequality, the natural (age, health, strength and characteristics of the mind or soul) and the socially or politically created.
Today, stretching a red and white fluttering ribbon around an area of "no man's land" is an intervention in property relations and at the same time a confrontation with Rousseau, the existing social and political inequalities, and also with the cruel wars of the present.
What if land did not belong to anyone? Could it still be conquered?
No man's land is an area that belongs to no one.
On January 7, 2024, the first such area was marked out in a piece of forest near Grafing near Munich. More will follow.